»Frauen und Männer bleiben ewige Fremde«: Neue Rezension zu Lästige Liebe
In der Süddeutschen Zeitung hat Kathleen Hildebrand den »ungemein klugen« Debütroman von Elena Ferrante besprochen.
Hildebrand liest Lästige Liebe in der »fantastischen neuen Übersetzung« von Karin Krieger als feministischen Roman, der von weiblicher Emanzipation in einer männlichen Gesellschaft erzählt. Dabei erkennt sie deutliche Parallelen zur Neapolitanischen Saga:
Das arme, grobe, vor lauter Leben stinkend brodelnde Neapel wird in Ferrantes Beschreibung, wie später in der ›genialen Freundin‹, zum Höllenschlund eines alten Patriarchats und seiner scheinbar widersprüchlichen Regeln.
Ferrante stelle die gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Geschlechtern differenziert und ambivalent dar: Frauen und Männer seien, so Hildebrand, »bei ihr nicht einfach in gegnerischen Lagern, sondern bleiben vielmehr ineinander verstrickte, ewige Fremde.«
Mit »überwältigendem tiefenpsychologischem Feingefühl« analysiere Ferrante aber auch die Mutter-Tochter-Beziehung, die ebenfalls von Widersprüchen geprägt ist. Ihr Fazit nach Beendigung der Lektüre:
Elena Ferrante entlässt die Leser ihres Debütromans nicht mit dem befriedigten, aufgeklärten Gefühl, mit dem man aus einer Kriminalgeschichte geht. Sondern durchgewalkt, erschüttert und emanzipiert wie nach einer guten Psychoanalyse.
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