Die Familien der Neapolitanischen Saga. Teil 4: Die Pelusos
In dieser Reihe stellen wir wöchentlich eine Familie aus Elena Ferrantes Neapolitanischer Saga Meine geniale Freundin vor. Der vierte Teil ist der Familie Peluso gewidmet.
»Don Achilles erklärter Feind war [ … ] Signor Peluso, ein ausgezeichneter Tischler, der nie Geld hatte, weil er alles, was er verdiente, im Hinterzimmer der Solara-Bar verspielte. Peluso war der Vater unserer Klassenkameradin Carmela, ihres großen Bruders Pasquale und von zwei weiteren, kleinen Kindern, die ärmer waren als wir und mit denen Lila und ich manchmal spielten, die aber in der Schule und draußen ständig versuchten, unsere Sachen mitgehen zu lassen, einen Federhalter, einen Radiergummi, ein Stückchen Quittenkuchen, so dass sie von den Prügeln, die sie von uns bezogen, mit blauen Flecken übersät nach Hause gingen. Immer wenn wir Signor Peluso sahen, erschien er uns wie der Inbegriff der Verzweiflung. Einerseits verspielte er alles, andererseits ohrfeigte er sich vor aller Augen, weil er nichtmehr wusste, wie er seine Familie ernähren sollte.«
Der Auslöser für den Konflikt zwischen den beiden Männern ist Alfredo Pelusos Vorwurf, Don Achille sei für den Ruin seiner Tischlerwerkstatt verantwortlich: »Er beschuldigte ihn, hinterhältig das gesamte Tischlerwerkzeug an sich gezogen zu haben, als wäre sein düsterer Körper ein Magnet, und so die Werkstatt kaputtgemacht zu haben. Er warf ihm vor, sich auch diese unter den Nagel gerissen und sie zu einer Salumeria umfunktioniert zu haben, wo er Wurst und andere Lebensmittel verkaufte.«
Alfredos älteste Tochter Carmela – »sie war hübsch, pausbäckig und strotzte vor Gesundheit« – ist eine Klassenkameradin von Elena und Lila, die zu einer gemeinsamen Freundin der Mädchen wird. Zu dritt verbringen sie die Nachmittage spielend im Esszimmer der Pelusos.
Mit Süßigkeiten versorgt werden sie dabei stets von Carmelas Mutter Giuseppina, »im Glück wie im Unglück eine Frohnatur, dick, mit einem großen Busen und rotglühenden Wangen«, die sich, nachdem sie ihre Arbeit in einer Tabakfabrik verlor, ausschließlich um den Haushalt und Carmelas Geschwister Ciro und Immacolata kümmert. Pasquale, der älteste Sohn der Familie, ist ein enger Freund von Lilas großem Bruder Rino Cerullo und trägt als Maurer und Bauarbeiter zum Familienunterhalt bei.