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Elena Ferrantes Neapel

Beitrag zu Elena Ferrantes Neapel
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski
Lassen Sie sich auf dieser Seite an die Schauplätze von Elena Ferrantes Weltbestseller Meine geniale Freundin entführen. Wir nehmen Sie mit in das Neapel von Elena und Lila.

Der Stradone

»Ständig fuhren Züge im umliegenden Brachland vorbei, Autos und Lastwagen fuhren den Stradone hinauf und hinunter, und doch kann ich mich nicht entsinnen, mich selbst, meinen Vater oder unsere Lehrerin nur ein einziges Mal gefragt zu haben: ›Wohin fahren die Autos, die Lastwagen, die Züge, in welche Stadt, in welche Welt?‹«

Foto des Stradone in Neapel

© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

In welche Welt führt der Stradone? Tatsächlich ist er heute mehr Verbindung als Straße. Auf der einen Seite der Rione mit seinen heruntergekommenen Mietskasernen, den Wäscheleinen, den kleinen Gemüsehändlern und Bars, auf der anderen die wuchtigen Wohnblocks des in den Achtzigern aus dem Boden gestampften Centro Direzionale mit seinen Glasfassaden, Stahlkonstruktionen und seiner irritierend futuristischen Architektur. Die Straße selbst ein Unort: kaum Fußgänger zu sehen, bloß Autos, Busse, Lastwagen – Müll und Staub.

»Der Anblick der Leute, der Wohnblocks, des vielbefahrenen, staubigen Stradone wirkte auf mich wie ein Zeitungsbild in miserabler Druckqualität.«

Die Tanksäule im Rione

In Neapel sieht man viele von diesen Tanksäulen. Die Tankwarte sitzen in der Sonne und warten auf Kundschaft. Sie sitzen einfach da. Schauen. Und warten. Schlafen vielleicht ein wenig. Fast wie in Cesare Paveses wunderbarem Gedicht Atlantic Oil.

Foto einer Tanksäule in Neapel, vor der ein Mann auf einem Stuhl sitzt.
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

In Die Geschichte eines neuen Namens plant Antonio Cappuccio, eine solche Tanksäule zu pachten:
»Er hoffte, als Sohn einer Witwe und als einzige Stütze der Familie den Militärdienst umgehen zu können, wollte in der Werkstatt um eine Lohnerhöhung bitten und sparen, um eine Tanksäule am Stradone pachten zu können, wir würden heiraten, und ich würde ihm an der Tanksäule helfen.«

Die Kirche im Rione

Im Rione gibt es viele kleine Kirchen, die für Lila, Lenú und viele andere Bewohner im Rione Ausgangspunkt und Ziel kleiner Ausflüge sind. Die Familien Sarratore und Spagnuolo führt ihr Weg hingegen auch über die Grenzen ihres Stadtteils hinaus.

»Sie [Gigliola], Nino und Marisa hatten das Glück, Eltern zu haben, die mit ihren Kindern ausgedehnte Spaziergänge machten, nicht nur die wenigen Schritte bis zum Park an der Kirche.«

Foto einer Kirche vor einem leeren Parkplatz in Neapel
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Von Elenas Park an der Kirche ist nicht mehr viel zu sehen. Stattdessen Brache, Tauben und ein eingezäunter Spielplatz. Auf einem Betonblock sitzt eine alte Frau in der Sonne und liest sich laut aus ihrer Illustrierten vor. »Wenn das ein Traum ist«, steht an einer Wand, »weck mich niemals auf. Ich liebe dich.«

Der Tunnel

Dieser Tunnel verbindet den Rione mit dem Rest der Stadt.

»Der rechte Eingang war pechschwarz, noch nie hatten wir diese Finsternis betreten. Wir nahmen uns bei der Hand und gingen los. Es war ein langer Weg, die lichte Rundung des Ausgangs schien weit weg zu sein. Wir waren verstört vom Widerhall unserer Schritte, und als wir uns an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckten wir die Rinnsale silbrigen Wassers an den Wänden, die großen Pfützen. Äußerst angespannt setzten wir unseren Weg fort. Dann stieß Lila einen Schrei aus und lachte darüber, wie laut er explodierte. Sofort schrie auch ich und lachte ebenfalls. Nun schrieen wir in einem fort, zusammen und einzeln: Lachen und Schreie, Schreie und Lachen, aus purem Spaß daran, sie dermaßen verstärkt zu hören. Die Anspannung ließ nach, die Reise begann.

Foto in einem Tunnel in Neapel © Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Dunkel ist der Tunnel immer noch. Allerdings wirkt er von außen viel gespenstischer als von innen. Was nicht heißt, dass man sich in ihm wohlfühlt; kaltes gelbes Licht lässt einen auch heute die Rinnsale, den Müll und den bröckelnden Putz erkennen. Doch helfen die mitunter kunstvollen, bunten Graffiti gegen das mulmige Gefühl.

Piazza Garibaldi und Piazza Muncipio

Die Piazza Garibaldi und die Piazza Municipio besucht Lenú mit ihrem Vater:

»Er zeigte mir die Piazza Garibaldi und den im Bau befindlichen Bahnhof. Seinen Worten zufolge war er so modern, dass Japaner extra angereist kamen, um ihn sich anzusehen und dann bei sich zu Hause genau so einen zu bauen, vor allem mit solchen Pfeilern. Doch er gestand mir auch, dass der alte Bahnhof ihm besser gefiel, dass er ihm lieber war. Je nun. Neapel war, sagte er, schon immer so: ›Man holzt ab, man reißt ein und dann baut man neu, das Geld fließt, und für Arbeit ist gesorgt.‹«

Foto der Piazza Garibaldi, hinter der ein Kran in den Himmel ragt.
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Foto der Piazza Municipio © Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Bauzäune, Kräne, Lärm, auch heute noch ist die Piazza Garibaldi eine einzige Baustelle. Autos stauen sich, weil auf die Ampelschaltung sowieso keiner achtet. Es wird gehupt und geflucht. Solange, bis die Carabinieri kommen und das Chaos zu regeln versuchen. Den modernen Bahnhof findet man übrigens unter der Piazza. Hat man sich an den Geschäften des neuen Shopping Centers vorbei gedrückt, gelangt man zu den Zügen, die Neapel mit der Region verbinden. Mit dem Vesuv zum Beispiel, Pompeji und Sorrent.

»Er zeigte mir, wo er arbeitete, an der Piazza Municipio. Auch hier, sagte er, sei nun alles neu, man habe die Bäume gefällt, alles weggerissen: ›Sieh nur, wie viel Platz hier ist, das einzige Alte ist die Burg, der Maschio Angioino, aber der ist schön, meine Kleine, hier in Neapel gibt es nur zwei richtige Männer, deinen Papà und diesen Burschen hier.‹«
 

Blick auf den Vesuv

Lilas bezieht am Ende von Meine geniale Freundin eine neue Wohnung mit Stefano:

»Die Wohnung im neuen Viertel war zwar kleiner, hatte aber eine riesige Badewanne, wie die aus der Palmolive-Werbung, und dazu ein Bidet und einen Blick auf den Vesuv. Es war zwecklos, darauf hinzuweisen, dass keine zweihundert Meter entfernt deutlich sichtbar die Eisenbahngleise verliefen, während der Vesuv nur ein schwaches, weit entferntes Bild war, das im nebligen Himmel verblasste.«

Foto vom Vesuv, aus dem Fenster geschossen
 © Sonja Szillinsky

Still ist es hier oben. Den Lärm der Stadt, den Verkehr, die Marktschreier, die Sirenen und das Stimmengewirr hört man kaum. Hier gibt es bloß das Geschrei der Möwen. Und den Flug der Stare. Hier gibt es die Dächer, die Schornsteine, die Antennen. Und, in weiter Ferne, den Vesuv. – Oder:

»Herr Palomar versucht sich, die Welt so zu denken, wie sie von fliegenden Wesen gesehen wird. Zwar tut sich unter den Vögeln, anders als unter ihm, die Leere auf, aber vielleicht schauen sie nie hinunter, sondern blicken immer nur seitwärts, wenn sie sich schräg auf den Flügeln wiegen, und ihr Blick trifft genau wie der seine, wohin er sich wendet, nur immer auf höhere oder niedere Dächer, mehr oder weniger hohe Bauten, die aber so dicht stehen, dass sie kein Tieferblicken erlauben. Dass dort unten eingezwängt in der Tiefe Straßen und Plätze existieren, dass der wahre Boden erst jener auf Bodenhöhe ist, weiß Herr Palomar aufgrund anderer Erfahrungen.« (Italo Calvino: Herr Palomar, S. Fischer, 2012)

Port’Alba

Lenù besucht die Port’Alba, eines der ehemaligen Stadttore von Neapel, regelmäßig:

»Ich stöberte in den alten Büchern an den Ständen von Port’Alba, prägte mir unwillkürlich Titel und Autorennamen ein und schlenderte in Richtung Toledo und zum Meer weiter.«

Foto von den Bücherkisten an der Port’Alba
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Will man von der Piazza Dante zur Piazza Bellini, kommt man an den Auslagen der Antiquare in der Port’Alba vorbei. Zwischen den zahlreichen Bücherkisten lässt es sich noch immer gut stöbern – und abends lädt die ein oder andere Buchladenbar zum Aperitivo ein.

Piazza dei Martiri

An der Piazza dei Martiri werden in Die Geschichte eines neuen Namens die von Lila entworfenen Schuhe verkauft:

»Zudem bewies das Geschäft an der Piazza dei Martiri das, was er schon immer gewusst hatte, nämlich dass die von Lila vor Jahren entworfenen Schuhe sich nicht nur auf dem Rettifilo, in der Via Foria oder auf dem Corso Garibaldi gut verkauften, sondern auch Anklang bei den Reichen fanden, bei denen, die ihre Brieftasche unbekümmert zückten. Ein wichtiger Markt also, der unbedingt gefestigt und ausgebaut werden musste.«

Blick auf die Piazza dei Martiri© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Das Schaufenster des Schuhladens Ferrante an der Piazza dei Martiri© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Hat sich Elena Ferrante etwa nach einer neapolitanischen Schuhmarke benannt? Gleich neben der Piazza dei Martiri, in der Via Calabritto, stolpert man über einen Ferrante-Showroom. Seit 1875 stellt das Familienunternehmen hochwertige Schuhe her. Auf der Piazza selbst aber findet man heute nur hochpreisige Modeboutiquen – und Touristen, die sich vor den steinernen Löwen fotografieren lassen.

Via Mezzocannone

Die Via Mezzocannone ist die Straße der Studierenden. Neben den Buchläden, Copyshops und Cafés finden sich hier vor allem günstige Restaurants mit guten Mittagsangeboten. Bei Tandem gibt es zum Beispiel halbe, mit leckerem Ragù gefüllte Brote und hausgemachte Pasta.

»Obwohl sie [Lila] meine Schulbücher bezahlt hatte und obwohl wir diese Wette abgeschlossen hatten, ging ich nicht zu ihr, um ihr mitzuteilen, dass ich mit einem Durchschnitt von Acht und in zwei Fächern sogar mit Neun versetzt worden war. Ich suchte mir sofort nach Schuljahresende eine Arbeit in einer Buchhandlung in der Via Mezzocannone und verschwand aus dem Rione, ohne ihr Bescheid zu sagen.«

Buchladen auf der Via Mezzocannone
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Amalfi

Amalfi ist eine Kleinstadt am Tyrrhenischen Meer, südöstlich von Neapel gelegen. Sie ist das Ziel der Hochzeitsreise von Lila und Stefano:

»Sie schlenderten durch Amalfi, zum Dom, die Freitreppe hinauf und bis zum Brunnen wieder hinunter. Stefano gab sich alle Mühe, sie zu unterhalten, aber unterhaltsam zu sein war noch nie seine Stärke gewesen, großspurige Töne oder kluge Sprüche eines gestandenen Mannes, der weiß, was er will, lagen ihm mehr.«

Zwei Bilder von Amalfi: Links die steil abfallende Küste, rechts die Treppen zum Dom mit diesem im Hintergrund
© Moritz Müller-Schwefe / Corinne Orlowski

Amalfi im Dezember. Am schönsten ist es, frühmorgens die Treppe zum Dom heraufzusteigen, sich auf die Stufen zu setzen und den Blick über den kleinen Marktplatz schweifen zu lassen. Händler kümmern sich um ihre Auslagen, Postboten grüßen lautstark, ein paar ältere Frauen unterhalten sich. In den Bars herrscht Hochbetrieb. Es riecht nach Kaffee und Backwaren. Hier will man Urlaub machen.

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Elena Ferrante hat sich mit dem Erscheinen ihres Debütromans im Jahr 1992 für die Anonymität entschieden. Ihre vierbändige Neapolitanische Saga – bestehend aus Meine geniale Freundin, Die Geschichte eines neuen Namens, Die Geschichte der getrennten Wege und Die Geschichte des verlorenen Kindes – ist ein weltweiter Bestseller. Zuletzt erschienen im Suhrkamp Verlag auch Ferrantes frühere Romane Lästige Liebe, Tage des Verlassenwerdens und Frau im Dunkeln, sowie der Band Frantumaglia, der Briefe, Aufsätze und Interviews versammelt.

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