Lilas bezieht am Ende von
Meine geniale Freundin eine neue Wohnung mit Stefano:
»Die Wohnung im neuen Viertel war zwar kleiner, hatte aber eine riesige Badewanne, wie die aus der Palmolive-Werbung, und dazu ein Bidet und einen Blick auf den Vesuv. Es war zwecklos, darauf hinzuweisen, dass keine zweihundert Meter entfernt deutlich sichtbar die Eisenbahngleise verliefen, während der Vesuv nur ein schwaches, weit entferntes Bild war, das im nebligen Himmel verblasste.«
© Sonja Szillinsky
Still ist es hier oben. Den Lärm der Stadt, den Verkehr, die Marktschreier, die Sirenen und das Stimmengewirr hört man kaum. Hier gibt es bloß das Geschrei der Möwen. Und den Flug der Stare. Hier gibt es die Dächer, die Schornsteine, die Antennen. Und, in weiter Ferne, den Vesuv. – Oder:
»Herr Palomar versucht sich, die Welt so zu denken, wie sie von fliegenden Wesen gesehen wird. Zwar tut sich unter den Vögeln, anders als unter ihm, die Leere auf, aber vielleicht schauen sie nie hinunter, sondern blicken immer nur seitwärts, wenn sie sich schräg auf den Flügeln wiegen, und ihr Blick trifft genau wie der seine, wohin er sich wendet, nur immer auf höhere oder niedere Dächer, mehr oder weniger hohe Bauten, die aber so dicht stehen, dass sie kein Tieferblicken erlauben. Dass dort unten eingezwängt in der Tiefe Straßen und Plätze existieren, dass der wahre Boden erst jener auf Bodenhöhe ist, weiß Herr Palomar aufgrund anderer Erfahrungen.« (Italo Calvino: Herr Palomar, S. Fischer, 2012)